Erstes Studienheft – Allgemeine Verhaltenslehre

Gegliedert ist das erste Studienheft in die Kapitel „Aufgaben und Methoden der Verhaltensbiologie“, „Angeborenes Verhalten – genetisches Programm“, „Erworbenes Verhalten – Lernprozesse“ und „Sozialverhalten – Leben in einer Gemeinschaft“.

Kapitel 1: Aufgaben und Methoden der Verhaltensbiologie

In dem ersten Kapitel wird zunächst geklärt, was Verhalten überhaupt ist. Darunter versteht man die beobachtbaren Zustände und Veränderungen agierender und reagierender Tiere oder Menschen auf innere und äußere Reize.

Ziemlich ausführlich wurde das Thema „Ethogramm“ behandelt. Ein Ethogramm ist quasi ein Verhaltensprotokoll, das ermöglicht, das Verhalten einer Tierart unter einheitlichen Bedingungen zu erfassen. Dadurch kann man dann verschiedene Zusammenhänge erkennen, z.B. welches Verhalten in welchem Alter auftritt oder ob ein Verhalten in mehreren Situationen auftreten kann.

Kapitel 2: Angeborenes Verhalten – genetisches Programm

Interessant fand ich hier, wie durch Kaspar-Hauser-Versuche erforscht wurde, welches Verhalten angeboren ist. Dabei wächst ein Jungtier isoliert und unter völligem Erfahrungsentzug auf. Das Verhalten, das es dann zeigt, ist angeboren, wie z.B. Vogelgesang. Dabei muss man natürlich beachten, dass solche Experimente aus Sicht des Tierschutzes nicht durchgeführt werden dürfen! Völlige Isolation schadet jedem Lebewesen, wie wir selbst durch die Corona-Pandemie merken konnten.

Das zweite Kapitel beschäftigt sich auch viel mit der Erbkoordination. Damit ist angeborenes Verhalten gemeint, das eine innere Handlungsbereitschaft oder Motivation voraussetzt. Neben „normalem“ Verhalten wurden auch Sonderformen angesprochen. Dazu gehören die Leerlaufbewegung, umorientiertes Verhalten und die Übersprungsbewegung. Die Sonderformen sind allerdings keine Verhaltensstörungen, sondern ganz natürliche, angeborene Verhaltensweisen. Tierhaltern dies zu vermitteln ist sehr wichtig, um ihnen beispielsweise zu zeigen, dass ihr Tier nicht aggressiv ist.

Kapitel 3: Erworbenes Verhalten – Lernprozess

Warum lernen Tiere? Mit dieser Frage beginnt das dritte Kapitel. Die Antwort ist ganz einfach: um zu überleben.

Interessant war hier die Lerndisposition. Sie legt fest, in welchen Bereichen ein Tier besonders lernfähig ist. Dadurch kann man kaum sagen, dass eine Tierart schlauer ist als eine andere. Denn Mäuse und Ratten finden sich gut in einem Labyrinth zurecht, ein Pferd hingegen nicht. Deshalb ist das Pferd aber nicht dümmer. Seine Stärken liegen einfach woanders. Genauso umgekehrt. Natürlich gibt es Tiere, die in mehreren Bereichen lernfähig sind und in denen das Erlernte menschlichem Verhalten ähnelt und die daher allgemein als intelligenter gelten. Das hat aber mehr mit Veranlagung als mit Intelligenz zu tun.

Kapitel 4: Sozialverhalten – Leben in einer Gemeinschaft

Das vierte Kapitel war für mich definitiv am interessantesten. Es geht um das Miteinander der Tiere zwischen Artgenossen und Artfremden und daraus resultierendes Verhalten. Man lernt, in welchen Zusammenschlüssen Tiere Leben, welche Vor- und Nachteile das hat und welches Revierverhalten Tiere zeigen. Letzteres hat mir gezeigt, das Menschen oft das Verhalten ihres Tieres falsch deuten und dessen Art der Kommunikation nicht verstehen. Nicht jedes Knurren oder Zuschnappen bedeutet Aggressivität und nicht jeder „Kampf“ ist gefährlich. Zudem ist Aggression nicht gleich Aggression. Ich bin schon immer der Meinung, dass es falsch ist, bestimmte Tiere (besonders gewisse Rassen) als bösartig abzustempeln. Für ein „fehlerhaftes“ Verhalten muss es einen Grund geben und den muss man finden und dann das Problem lösen. Das ist meine Motivation. Das ist der Grund, weshalb ich Tierpsychologin geworden bin. Ich möchte Tieren helfen, die missverstanden werden.

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